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ADHS


Theta-Reduktion, Beta1- oder SMR-Erhöhung

Wenn man das EEG von ADHS-Kindern mit dem von anderen Kindern vergleicht, die nicht unter ADHS leiden, dann zeigen sich meist sichtbare Unterschiede in der Gehirnwellenaktivität. Das EEG von ADHS-Kindern weist häufig deutlich mehr langsame Aktivität (Theta, Delta, Lower Alpha) und weniger schnelle Aktivität (SMR, Low Beta) auf, als das von normalen Kindern. Die langsamen Wellen sind sozusagen für die Unaufmerksamkeit verantwortlich. Besonders wenn sich ein ADHS-Kind auf eine Aufgabe konzentrieren will, tritt häufig Theta in den Vordergrund. Theta sollte aber eigentlich nur im Schlaf dominieren. Bei geistiger Arbeit sollte die Beta1-Aktivität im Vordergrund stehen. Theta wirkt eher hinderlich, und genau das ist das Problem bei ADHS! Darum werden bei ADHS meist die Frequenzbänder Theta (evtl. auch Delta, Lower Alpha) und Beta1 trainiert. Bei starker Hyperaktivität empfiehlt es sich jedoch, statt Beta1 den sogenannten sensomotorischen Rhythmus (SMR, nur über dem sensomotorischen Kortex vorhanden) zu verstärken.

Bei einer typischen Neurofeedback-Behandlung wird nun ein Video (siehe Abbildung Trainingsbildschirm) oder eine Animation durch die Gehirnwellenaktivität gesteuert.


Kann sich das Kind gerade gut konzentrieren (viel Beta1, wenig Theta), dann läuft das Video (Belohnung). Verschlechtern sich die Werte, bleibt das Video stehen und es läuft erst weiter, sobald sich die Gehirnwellenaktivität wieder im gewünschten Bereich befindet. Das Video stellt somit bei dieser Trainingsart das Feedback und gleichzeitig die Belohnung dar.

Es wird immer mit individuellen Schwellenwerten gearbeitet. Diese werden von Sitzung zu Sitzung (Tagesform, Trainingseffekt) und auch innerhalb der Sitzungen (z.B. Abfall der Konzentration) angepasst. Dadurch wird gewährleistet, dass der Patient beim Training immer ausreichend Erfolg hat. Bei einer Belohnungsquote von 70-80 % erzielt man die besten Lernergebnisse.

Gerade ADHS-Kinder haben im Alltag ständig Misserfolgserlebnisse, die am Selbstbewusstsein nagen. Neurofeedback gibt ihnen endlich ein Erfolgserlebnis, denn zusätzlich zum Video belohnt der Therapeut auch regelmäßig verbal. Neben der Tatsache, dass sich das Training vom klassisch schulischen Lernen massiv unterscheidet, ist dies wohl der Hauptgrund dafür, dass die Kinder (fast) immer gerne zum Training kommen.

Im Laufe der Behandlung kann der Zustand der Konzentration nun immer schneller und einfacher herbeigeführt und auch länger aufrechterhalten werden. Um einen stabilen Erfolg zu erzielen, sind jedoch mindestens 20 Trainingssitzungen notwendig.

Zur Überprüfung der Effektivität von Neurofeedback bei ADHS wurden zahlreiche kontrollierte Studien durchgeführt. Dabei ging es oft um einen Vergleich mit Ritalin (Methylphenidat), dem gängigsten Medikament zur ADHS-Behandlung. Diese Studien kamen letztendlich alle zu einem ähnlichen Ergebnis: in der Effektivität (Verbesserung der drei Hauptkomponenten: Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität; gemessen mit standardisierten psychodiagnostischen Verfahren) unterscheiden sich die beiden Methoden nicht signifikant voneinander. Mit Neurofeedback können also die gleichen Symptomverbesserungen erzielt werden, wie mit Ritalin.


Viele Eltern schrecken davor zurück, ihren Kindern Psychopharmaka (noch dazu Amphetamine) zu verabreichen. Nicht ohne Grund, denn die Liste der Nebenwirkungen ist lang und erschreckend. Auch die Frage einer möglichen Suchtgefahr ist noch nicht ausreichend geklärt. Zusätzlich zeigt eine aktuelle amerikanische Langzeitstudie recht eindrucksvoll, dass die Langzeiteffekte von Ritalin zu wünschen übrig lassen. Nach mehrjähriger Einnahme lassen sich keine positiven Auswirkungen auf Konzentration und Verhalten mehr feststellen. Der zunächst große Effekt verschwindet langsam aber sicher mit der Gewöhnung an den Wirkstoff. Ein Absetzen führt jedoch zu einer sofortigen Rückkehr der Symptome. Für gewöhnlich treten diese dann sogar noch deutlich stärker auf, als vor der Behandlung. Dadurch entsteht der subjektive Eindruck, dass es ohne Medikamente überhaupt nicht mehr funktioniert. Ritalin sollte niemals eigenmächtig und abrupt abgesetzt, sondern unter ärztlicher Kontrolle langsam ausgeschlichen werden um Absetzeffekte zu vermeiden!

Neurofeedback hingegen ist eine nebenwirkungsfreie Methode die kurzzeitig genauso effektiv ist wie Ritalin. Die Langzeiteffekte von Neurofeedback sind denen von Ritalin sogar deutlich überlegen. Die Nachteile von Neurofeedback sind hauptsächlich finanzieller Natur. Die Behandlung ist teuer und wird nicht von den gesetzlichen Krankenkassen getragen. Man sollte jedoch auch in Betracht ziehen, dass die hohen Kosten nur kurzzeitig anfallen. Mit Abschluss der Therapie nach 10-20 Wochen fallen keine weiteren Kosten mehr an. Wenn man bedenkt, dass Ritalin oft über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte gegeben wird, ist Neurofeedback langfristig sogar häufig die kostengünstigere Alternative.

Fokale Epilepsien


Theta-Reduktion, SMR-Erhöhung

Die Behandlung von Epilepsien erfolgt vorzugsweise pharmakologisch und ca. 2/3 aller an Epilepsie Erkrankten gelten als medikamentös gut behandelbar. Was ist jedoch mit dem anderen Drittel? Diese Gruppe der Epileptiker ist meist vorrangig damit beschäftigt, neue Medikamente auszuprobieren. Bei einigen dieser Patienten (ca. 20%) ist eine chirurgische Behandlung erfolgversprechend, bei vielen anderen jedoch nicht.

Von einer pharmakoresistenten Epilepsie spricht man in der Medizin dann, wenn zwei geeignete Behandlungsversuche mit Antiepileptika gescheitert sind. Eine Pharmakoresistenz kann schon zu Beginn der Epilepsie vorhanden sein, sie kann sich aber auch erst im Verlauf der Erkrankung entwickeln.

Neurofeedback eignet sich als Methode besonders für pharmakoresistente Patienten mit fokaler Epilepsie. Die Studien zum Einsatz von Neurofeedback reichen bis in das Jahr 1972 zurück. Neben dem Training langsamer kortikaler Potentialen erwies sich vor allem eine Reduktion der Theta-Aktivität bei gleichzeitiger Erhöhung der SMR-Aktivität als zielführend. Fasst man die wissenschaftliche Literatur zusammen, zeigt sich, dass bei 82 % der Probanden mit einer schweren pharmakoresistenten Epilepsie durch eine Neurofeedbacktherapie eine Anfallsreduktion um durchschnittlich 70 % erreicht werden konnte.

Die Wissenschaft geht heute davon aus, dass SMR-Aktivität Ausdruck eines synchronisierten neuronalen Kreises zwischen dem ventrobasalen Kern des Thalamus und dem sensomotorischen Kortex ist. Die Synchronizität wird durch hemmende Neurone im Thalamus hergestellt. Studien legen nahe, dass mit Zunahme der SMR-Aktivität ein Anwachsen thalamokortikaler Hemmung einhergeht. Diese gesteigerte thalamokortikale Hemmung trägt nun indirekt dazu bei, epileptogene Aktivität zu verhindern. Mit anderen Worten wird durch eine verbesserte thalamokortikale Hemmung die Wahrscheinlichkeit einer Übererregung im Gehirn reduziert, wodurch Anfällen vorgebeugt wird. Auch die Ausbreitung epileptischer Aktivität im Gehirn kann dadurch verhindert oder zumindest deutlich eingeschränkt werden.

Depressionen


Alpha- oder Theta-Reduktion, Beta1 Erhöhung

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Depressionen häufig mit einem typischen Muster im EEG einhergehen. Im präfrontalen Kortex zeigen sich Unterschiede in der Aktivierung zwischen der linken und der rechten Gehirnhälfte. Diese frontale Asymmetrie scheint eine biologische Prädisposition für Depressionen darzustellen. Nicht jeder Mensch mit dieser Prädisposition wird automatisch depressiv und nicht bei jedem Depressiven findet sich diese Asymmetrie im EEG. Es scheint jedoch so zu sein, dass Menschen mit dieser Asymmetrie deutlich gefährdeter sind, auf anhaltende negative Lebensereignisse mit einer depressiven Episode zu reagieren.

Linksfrontale Areale sind mit positiven Gefühlen und Erinnerungen sowie positivem Sozialverhalten (Kontaktsuche, Annäherung) assoziiert, wävhrend die rechte Gehirnhälfte mit negativen Gefühlen und sozialem Rückzug in Zusammenhang steht. Bei depressiven Patienten findet man im linken Frontallappen oft deutlich mehr Alpha-Aktivität als im rechten, was bedeutet, dass der linke Frontallappen insgesamt weniger aktiv ist. Ähnliche Asymmetrien können sich auch in parietalen und zentralen Gehirnregionen zeigen.

Im Rahmen einer Neurofeedbackbehandlung erfolgt zunächst ein theoriegeleitetes quantitatives EEG. Anhand der Ergebnisse wird dann die Elektrodenposition für das Training gewählt. Dabei empfiehlt es sich, denjenigen Ort auszuwählen, der die größte Alpha-Asymmetrie aufweist. Der zu trainierende Frequenzbereich wird ebenfalls anhand der Ergebnisse festgelegt. Prinzipiell geht es jedoch bei der Depression immer darum, die Aktivität in der linken Gehirnhälfte zu erhöhen und in der rechten zu reduzieren.

Die Anzahl an Studien im Bereich Depression ist viel geringer als beispielsweise bei ADHS. Es besteht somit noch deutlicher Forschungsbedarf! Aktuell sieht es jedoch so aus, dass ca. 80% der untersuchten Patienten ihre Symptome soweit senken konnten, dass die Diagnose Depression nach der Neurofeedbackbehandlung (20-22 Sitzungen) nicht mehr gerechtfertigt war.

In den meisten Fällen werden Depressionen mit Psychopharmaka (Antidepressiva) behandelt. Wie alle Medikamente haben diese jedoch Nebenwirkungen. Auch die Effektivität überzeugt nicht immer. Mehrere Metaanalysen (Zusammenfassung zahlreicher wissenschaftlicher Studien zu einem Thema) kommen zu dem Schluss, dass die durchschnittliche Wirksamkeit von Antidepressiva nur 18% über dem Placebo-Effekt liegt. Eine rein psychotherapeutische Behandlung bringt meist bessere Effekte als eine ausschließlich pharmakologische Therapie.

Werden Antidepressiva nach dem Abklingen einer depressiven Episode wieder abgesetzt, bleibt die frontale Asymmetrie und somit auch die Prädisposition für erneute depressive Episoden bestehen. Eine Langzeitstudie (5 Jahre) deutet hingegen darauf hin, dass die Effekte von Neurofeedback sehr stabil sind und die Patienten symptomfrei bleiben. Alle Teilnehmer der Studie hatten auch nach 5 Jahren noch normale Alpha-Asymmetrie-Werte und normale Werte im BDI (Beck Depressions Inventar; Instrument zur Depressionsdiagnostik). Ein Teil der Probanden stand sogar 10 Jahre nach Abschluss der Therapie für erneute Untersuchungen zur Verfügung, mit demselben Ergebnis: Alle Werte im normalen Bereich.

Diese Ergebnisse lassen hoffen, dass mit Neurofeedback nicht nur Symptome reduziert werden können, sondern dass auch das Risiko verringert werden kann, erneut an einer Depression zu erkranken. Dadurch empfiehlt sich Neurofeedback besonders dann als Therapiemethode, wenn eine Depression immer wiederkehrt (rezidivierende Depression) und/oder Medikamente nicht den gewünschten Effekt erzielen bzw. zu starke Nebenwirkungen produzieren. Voraussetzung für eine Neurofeedbacktherapie bei Depressionen ist jedoch das Vorhandensein einer Alpha-Asymmetrie im EEG.

Obwohl sich durch Neurofeedback die Symptome einer Depression gut behandeln lassen, ist es doch in den allermeisten Fällen sinnvoll, die Neurotherapie mit einer klassischen Psychotherapie zu kombinieren. Neurofeedback öffnet die Patienten für die psychotherapeutische Arbeit. Im psychotherapeutischen Setting werden dann beispielsweise depressionsfördernde Einstellungen und Verhaltensweisen bearbeitet.

Ängste


Beta2-Reduktion, Alpha-Erhöhung

Im EEG zeigt sich Angst recht deutlich im High-Beta-Band (Beta2). Wenn man in Panik gerät, rast das Gehirn. Auch Stress und psychischer Druck führen zu einem Anstieg der Beta2-Aktivität. Bei Patienten mit einer Angststörung zeigen sich häufig höhere Beta2-Werte im rechten als im linken Frontallappen. Auch bei Zwangsstörungen lässt sich diese Asymmetrie oft beobachten.

Im Training wird nun versucht, die Beta2-Aktivität zu hemmen und die Alpha-Aktivität zu erhöhen. Alpha steht für einen Zustand mentaler Entspannung. Durch das Training reduzieren sich Angstzustände, die Patienten fühlen sich entspannter und das allgemeine Wohlbefinden steigt deutlich. Weitere Ansätze zur Angstbehandlung finden Sie in dem Abschnitt "Biofeedback - Anwendungsgebiete - Ängste".

Schlafstörungen


SMR-Erhöhung

Obwohl seit den 70er-Jahren immer wieder Einzelfälle dokumentiert wurden, bei denen Neurofeedback sehr erfolgreich eingesetzt wurde, gibt es bis heute kaum kontrollierte Studien zu dem Thema. Die Studien, die es gibt, weisen darauf hin, dass auch ein Theta-Training die Symptome verbessern kann. Ein Training des sensomotorischen Rhythmus (SMR) führt jedoch zusätzlich noch zu einer Verbesserung des Schlaf-EEGs (Schlaflabor). In einer Studie der Universität Salzburg konnte eine signifikante Zunahme an Schlafspindeln im Schlaf-EEG nach nur 10 Trainingssitzungen festgestellt werde. Zusätzlich hatte sich die Zeitspanne bis zum Einschlafen nach 10 Sitzungen bereits halbiert. Weitere Informationen zum Thema Schlafstörungen finden Sie in dem Abschnitt: "Psychologische Beratung - Schwerpunkt Schlafstörungen"

Autismus / Asperger-Syndrom


Unterschiedliche Ansätze

So gut wie alle Kinder mit einer Störung aus dem autistischen Spektrum weisen Auffälligkeiten im EEG auf. Die Auffälligkeiten sind jedoch recht unterschiedlich, weshalb zu Beginn der Therapie immer eine ausführliche quantitative EEG-Messung vorgenommen werden sollte, um den Ort mit den größten Normabweichungen ausfindig zu machen. Dieser Umstand erschwert die Forschung, da die Vergleichbarkeit der Trainingsprotokolle häufig nicht gegeben ist. Trotzdem weisen erste Studien auf eine Effektivität von Neurofeedback hin. Bei 89 % der behandelten Kinder in einer amerikanischen Studie reduzierten sich die Kernsymptome um durchschnittlich 40 %. Diese Ergebnisse lassen hoffen, aber es besteht noch großer Forschungsbedarf! Bisher wurden auch nur Kinder mit relativ leicht ausgeprägtem Autismus untersucht. Ob die Methode auch bei schwereren Fällen erfolgversprechend ist, lässt sich noch nicht beurteilen. Voraussetzung für das Training ist jedoch in jedem Fall, dass sich das Kind die Elektroden von einer zunächst fremden Person anlegen lässt und diese auch während der gesamten Trainingszeit auf dem Kopf toleriert. Bei Bedarf kann das Anlegen der Elektroden im Vorfeld trainiert werden.

Leistungssteigerung im Hochleistungsbereich


Unterschiedliche Ansätze

Besonders im Leistungssport wird immer wieder von "mentaler Stärke" gesprochen. Damit ist gemeint, dass der Sportler jederzeit in der Lage ist, eine optimale Leistungsfähigkeit abzurufen, egal wie hoch der Druck gerade ist! Dazu ist jedoch selbst im Hochleistungsbereich nicht jeder fähig. Anspannung, Nervosität und Angst sind häufig dafür verantwortlich, dass Sportler ihre eigentliche Leistungsfähigkeit in Wettbewerben nicht abrufen können

Mit Neurofeedback kann man lernen, einen gewünschten mentalen Zustand sozusagen auf "Knopfdruck" herzustellen. Fast immer geht es dabei darum, einen Zustand mentaler Klarheit bei gleichzeitiger geistiger und körperlicher Entspannung zu trainieren. Die Technik findet bereits seit einigen Jahren weltweit ihren Einsatz im Profisport. Fußballer, Golfer, Sportschützen, Reiter usw. konnten ihre mentale Stärke durch Neurofeedback verbessern.

Aber nicht nur im Leistungssport ist ein Einsatz von Neurofeedback hilfreich. In Amerika trainieren z.B. immer mehr Chirurgen (besonders Neurochirurgen) ihre Konzentrationsfähigkeit mit Neurofeedback. Ein Hirnchirurg darf während einer mehrstündigen Operation seine Konzentration nie verlieren, denn schon der kleinste Fehler kann für den Patienten tödlich enden. Auch Mitglieder von Sondereinsatzkommandos (Polizei, Militär) verbessern Ihre Fähigkeiten immer häufiger mit Bio- und Neurofeedback.

Vorstellbar sind viele Einsatzgebiete. Immer dann, wenn besondere Anforderungen an Konzentrations- und Entspannungsfähigkeit gestellt werden, kann ein Neurofeedbacktraining hilfreich sein.